Veganismus: Welche Mangelerscheinungen habt ihr oder eure Freunde? Wie sind die Langzeiterfahrungen?

euphorbia

Mitglied
Die Überschrift ist absichtlich ein bisschen provokant formuliert. Aber mich würde wirklich mal interessieren welche Mangelerscheinungen haben Veganer wirklich? Wie sind da die Erfahrungen von euch oder in eurem Umfeld? Sind Veganer auf lange Sicht gesehen tatsächlich häufiger als Menschen, die alles essen, von Vitaminmangel betroffen?
 
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Gast1793

Guest
Genau dazu hab ich - was weiß ich, wo. sorry - grad Stellung genommen. Denn mich irritiert auch, dass alle Veganer Zusatzpräparate benötigen in Form von Eisen und B12.

Ich selbst sehe die Lösung eher im Tierschutz, denn ich bin absolut nicht gegen Fleischernährung. Sondern NUR gegen die heute nicht mehr atgerechete Haltung und Schlachtung.
Wobei ich fürchte, dass dies ein Prob der Politik bleiben wird.
 

libelle

Mitglied
Na ja ich muss gestehen, dass ich nicht im Kopf habe, welche Nährstoffe in welchen Lebensmitteln enthalten sind (außer den Klassikern wie Eisen in rotem Fleisch, B12 zum Beispiel in Eiern und Milchprodukten, Jod im Fisch sowie Kalzium in Milchprodukten), aber ich habe von einer befreundeten Veganerin gehört, dass Nährstoffe aus natürlichen Lebensmitteln nicht immer so viel weiterhelfen wie jene aus tierischen Lebensmitteln. Bei ihr ist das allerdings eine Lebenseinstellung... umso überraschender waren für mich ihre Aussagen. Und sie substituiert selbst diese Nährstoffe mithilfe einer Mischung. Die andere Seite der Medaille ist, dass eine normale und ausgewogene Ernährung nicht Mangelerscheinungen ausschließt. Eine Arbeitskollegin, die weder Veganerin noch Vegetarierin ist, leidet unter Blutarmut.
 

euphorbia

Mitglied
Naja, dass keiner Stellung nehmen möchte, ist doch überhaupt nicht gesagt. Wir wissen doch gar nicht, ob bislang überhaupt ein Veganer diese Diskussion entdeckt hat. Schließlich ist hier in dem Forum Veganismus kein Kernthema, sondern vor allem Nachhaltigkeit, Bio-Lifestyle und so weiter. Ich dachte mir halt, dass es möglicherweise hier auch Veganer geben könnte. Aber wissen tu' ich es nicht. Man kann ja schließlich auch einen nachhaltigen, ökologischen Lebensstil pflegen, wenn man durchaus (aber eher selten) Fleisch von artgerecht gehaltenen Tieren isst.

Und sie substituiert selbst diese Nährstoffe mithilfe einer Mischung. Die andere Seite der Medaille ist, dass eine normale und ausgewogene Ernährung nicht Mangelerscheinungen ausschließt. Eine Arbeitskollegin, die weder Veganerin noch Vegetarierin ist, leidet unter Blutarmut.
Die meisten Veganer in meinem Umfeld, substituieren auch mindestens B12. Soweit ich weiß, gibt es aber durchaus noch andere kritische Nährstoffe. Da wäre ein Nährstoffmix sicher vernünftig. Aber wäre es da nicht sinnvoll sowas individuell anzupassen? Je nachdem was man isst und was nicht, dürfte das ja auch unterschiedlich ausfallen?

Dass Menschen, die von allem ein bisschen was essen, deshalb auch automatisch genug Vitamine und Mineralstoffe zu sich nehmen, glaube ich übrigens auch nicht. Mängel an B-Vitaminen, Vitamin D, Eisen und so sind wohl in der Gesamtbevölkerung nicht selten. Und auch bei Jod nicht - und das, obwohl mittlerweile in fast allen Haushalten Jodsalz verwendet wird.

Nahrungsergänzungsmittel werden, habe ich mal gelesen, auch nicht nur bei Menschen eingesetzt, sondern auch bei Tieren. Jod zum Beispiel, aber auch B12. Wenn man nun also seinen B12-Bedarf über tierische Lebensmittel deckt, dürfte man wohl davon profitieren, dass an anderer Stelle substituiert wird.
 

libelle

Mitglied
Ich denke ebenfalls, dass es nicht gezwungenermaßen sein muss, dass Veganer diese Diskussion noch nicht gesehen haben. Und sorry, ich habe bei meinem vorherigen natürlich statt vegetarisch geschrieben. Ich hoffe, dass das trotz meines Ausrutschers so klar war. Soweit ich weiß sind vor allem Vitamin D Mangel verbreitet. Dann hängt es von Person zu Person ab, aber Jod- und Eisen Mangelerscheinungen sind vor allem bei einem nicht ausreichenden Genuss von Fisch und Rotfleisch präsent. Und bei Vitamin B12 ist einem mit dem Genuss von Eiern und Milchprodukten geholfen. Daher kommen Vitamin B12 Mangelerscheinungen bei Veganern hinzu. Und ja, es ist möglich, Nährstoffmischungen anpassen zu lassen. Ich kenne das zum Beispiel von Plantoflexx.
 
G

Gast1793

Guest
Die Überschrift ist absichtlich ein bisschen provokant formuliert. Aber mich würde wirklich mal interessieren welche Mangelerscheinungen haben Veganer wirklich? Wie sind da die Erfahrungen von euch oder in eurem Umfeld? Sind Veganer auf lange Sicht gesehen tatsächlich häufiger als Menschen, die alles essen, von Vitaminmangel betroffen?


Was ist daran provokativ? Und schon gar nicht absichtlich - wie kommst du dazu, mir das zu unterstellen? Ich habe etliche Bekannte, die Veganer sind und ALLE müssen Zusatzpräparate nehmen.
Und genauso ist meine Frage gemeint.
Aber wenn du das als "provokativ" empfindest, hab ich sicherlich irgendeinen Nerv getroffen (den ich gar nicht treffen wollte). Aber ich bin selbst auf der Suche nach alternativen und tierartgerechten Ernährungsformen!
 

euphorbia

Mitglied
Die Überschrift habe ich doch gewählt, bevor du überhaupt geantwortet hast - ich habe dir also wirklich nichts unterstellt und hatte das auch nicht vor. ;)

Wenn man Zusatzpräparate nimmt, sorgt man ja vor, dass es nicht zu Mangelerscheinungen kommt, richtig? Dass die meisten Veganer Nahrungsergänzungsmittel nehmen, vor allem B12, weiß ich auch. Ist auch vernünftig. Davon abgesehen haben, glaube ich, auch viele Menschen, die Fleisch essen da Mangelerscheinungen. Sie wissen es halt oft nicht und lassen aus auch nicht testen, weil sie glauben durch den Fleischkonsum eh auf der sicheren Seite zu sein.

Aber ich bin selbst auf der Suche nach alternativen und tierartgerechten Ernährungsformen!
Wie gehst du das denn an, wenn ich fragen darf? Ich kenne zB zunehmend viele, die selbst Hühner für Eier oder auch Fleisch artgerecht selbst halten.

Soweit ich weiß sind vor allem Vitamin D Mangel verbreitet. Dann hängt es von Person zu Person ab, aber Jod- und Eisen Mangelerscheinungen sind vor allem bei einem nicht ausreichenden Genuss von Fisch und Rotfleisch präsent. Und bei Vitamin B12 ist einem mit dem Genuss von Eiern und Milchprodukten geholfen. Daher kommen Vitamin B12 Mangelerscheinungen bei Veganern hinzu. Und ja, es ist möglich, Nährstoffmischungen anpassen zu lassen.
In der kalten Jahreszeit dürfte das mit Vitamin D Mängeln bei vielen hinkommen. Aber was rotes Fleisch angeht... scheiden sich da nicht auch bei Ernährungswissenschaftlern stark die Geister? Das mit dem anpassbaren Nährstoffmix klingt gut, wie macht man das denn? Auf Blutbildern sieht man ja erst manifeste Mängel, was dann zum Vorbeugen eher weniger taugen dürfte?
 

libelle

Mitglied
Es ist halt so, dass die Symptome bei Mangelerscheinungen meistens dann auftauchen, wenn der Mangel bereits ziemlich ausgeprägt ist. Insofern wäre es am geschicktesten, den Mängeln entgegenzuwirken, bevor es überhaupt zu den Symptomen kommt. Bezüglich des roten Fleisches ist es soweit ich weiß so, dass man nicht übermäßige Mengen davon essen sollte. Aber jeder Körper ist anders und insofern kann es sein, dass die empfohlene Maximalmenge an rotem Fleisch nicht ausreicht, um einen Eisenmangel zu verhindern. Die Nährstoffmischungen kann man nach dem Ausfüllen eines online Tests, den man meines Erachtens mit einem Anamnese-Bogen vergleichen kann, bestellen.
 

euphorbia

Mitglied
Früher hatte man weniger beziehungsweise nicht so leichten Zugang zu wissen und die Lebensläufe waren enger vorgezeichnet, als das heute der Fall ist. Das Gefühl, dass alles immer komplizierter wird, haben in meinem Umfeld einige. Und auch das Gefühl überfordert zu sein.

Dass es aber in Anbetracht der eigenen Gesundheit Sinn macht sich zu informieren, wie man Mangelerscheinungen vorbeugen kann, finde ich schon. Man muss es ja wirklich nicht bis zu Symptomen bei Vitaminmangel kommen lassen. Diesen Fragebogen von Plantoflexx habe ich jetzt mal ausgefüllt, ich hatte auch das Gefühl, dass da alle relevanten Gebiete abgedeckt werden. Aktuell nehme ich ein universelles Kombipräparat und ergänze zusätzlich DHA und Vitamin D. Alles auf mich abgestimmt in einer Mischung zu haben, klingt aber besser. Das werde ich wenn die jetzigen Vorräte leer sind ausprobieren.
 

Dornröschen

Neues Mitglied
Guten Morgen,
vorab: Ich ernähre mich nicht streng vegan. Jedoch phasenweise. In meinem Freundeskreis gibt es einige Veganer sodass wir uns da regelmäßig austauschen.

Schon bevor ich meine Ernährung auf weitestgehend vegan umgestellt habe, hatte ich regelmäßig mit Eisenmangel zu tun.
Eisenmangel ist besonders bei jungen Frauen mit einer starken Periode ziemlich verbreitet. Auch bei fleischaltiger Ernährung. Das sollte also jeder einigermaßen regelmäßig überprüfen lassen.

Ernährung ist ein extrem komplexes Thema. Es gibt wissenschaftlich haltbare Studien die vegane Ernährung als gesünder beschreiben und es gibt Studien die eher das Gegenteil zeigen.

Man sollte das ein wenig differenzieren. Vegan kann man sich ja auch sehr unterschiedlich ernähren. Auch Donuts gibt es in vegan. Wer sich hauptsächlich davon ernährt, lebt sicher nicht gesund. Wer sich auf regionales Biogemüse konzentriert wird dagegen gesünder leben als der deutsche Durchschnitt.
Daher muss man bei der Beurteilung viel mehr Faktoren einbeziehen.

Meine Ernährung basiert tatsächlich auf regionalem Biogemüse. Ich habe eine Biokiste und baue aus dem Gemüse meinen Speiseplan auf. Das wird nur zu kleinen Teilen durch weitere Produkte ergänzt.

Es sind ziemlich viele positive Auswirkungen von einer veganen, gemüsebasierten Ernährung bekannt. Wurst gilt ja zB als krebserregend. Das weglassen selbiger ist somit Krebsprävention. Aber auch die Versorgung mit Mikronährstoffen, Ballaststoffen, sekundären Pflanzenstoffen ist tendenziell deutlich besser. Auch das Risiko von Diabetes wird gesenkt.

Gleichzeitig stimmt es tatsächlich, dass man bestimmte Nährstoffe im Auge behalten muss.

Das bekannteste Vitamin im Zusammenhang mit veganer Ernährung ist B12.
Tatsächlich sollte man das als Veganer unbedingt supplementieren. Das hat mich anfangs auch abgeschreckt. Ich dachte mir "wenn ich zusätzlich Pillen nehmen muss, ist das doch keine ausgewogene Ernährung". Allerdings wird B12 dem Tierfutter ebenfalls beigesetzt. Auch Tiere produzieren selber kein B12 sondern nehmen es aus dem Boden auf. Wenn sie denn in Weidehaltung gehalten werden UND einen B12 haltigen Boden haben. Der Fleischesser supplementiert also genauso, nur über dem Umweg des Tiermagens. Auch da stammt das B12 aus Pulver.

Ein ähnlicher Fall liegt bei Jod vor. Auch da sollte man als Veganer drauf achten. Als Fleischesser aber auch. Und weil Jodmangel in Deutschland ein großes Problem war, wurde irgendwann eine Supplementierung über unser Salz eingeführt. Auch völlig unabhängig von der Veganer Ernährung. Man sollte also Jodsalz verwenden.
Das zeigt eigentlich ganz gut, dass wir bestimmte Supplemntierungen schnell als selbstverständlich sehen.

Dann gibt es ein paar weiterer Nährstoffe die man als Veganer im Auge behalten sollte. Das sind Kalzium, Zink, Omega 3 und B2.

Anfangs dachte ich "Boa dann muss ich nun also alles nach Nährstoffplan essen??? Viel zu kompliziert". Alle meine Freundinnen berichten aber, dass sie keinen Mangel im Blutbild haben. Die empfohlenen Produkte (Nüsse, Hülsenfrüchte, grünes Gemüse) baut man nämlich automatisch mit ein.
Auch ich habe trotz weitgehend veganer Ernährung keinen Mangel. Und ich denke nicht dass das an dem wenigen Käse liegt den ich mir mal über das Essen streue.

Ob man sich wirklich komplett vegan ernähren will, muss man für sich heraus finden. Eine extreme Reduzierung von Fleisch und das komplette Weglassen von verarbeiten Fleisch wie zb Wurst ist aber definitiv gesund.
 

libelle

Mitglied
@euphorbia alles klar, dann freue ich mich, dass ich dir offensichtlich weiterhelfen konnte. Und ja, es ist durchaus sinnvoll, zunächst die vorhandenen Vorräte fertig zu konsumieren. ;)

@Dornröschen vielen Dank für den äußerst ausführlichen Erfahrungsbericht und für die vielen Erklärungen. Damit habe ich selbst auch viel dazu gelernt. Angefangen bei der Tatsache, dass viele Frauen bei einer starken Periode unter einem Eisenmangel leiden. Das war mir bislang ehrlich gesagt nicht bewusst.

Dass Wurst und rotes Fleisch bei einem übermäßigen Genuss krebserregend sind, habe ich schon einige Male gehört. Aber ich habe auch gelesen, dass Nährstoffe aus pflanzlichen Produkten nicht immer so viel hergeben wie tierische Produkte, oder macht es trotzdem unterm Strich mehr Sinn weitgehend auf die Fleischprodukte zu verzichten. Und wie sieht es beim Jod aus? Hilft der jodierte Salz genauso wie der Genuss von Fisch?
 
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